Eines vorneweg: Ja, ich verstehe oftmals, warum Politiker so unbeliebt sind! Ich habe mich in letzter Zeit vor allem über den Chef der FDP und den CDU-Ministerpräsidenten aus NRW geärgert. Heute werde ich mich aber nicht damit auseinandersetzen, sondern ich werde ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Ich verrate Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben, sich gegen uns Politiker zur Wehr zu setzen, wie Sie mitmischen können. Darf man Umfragen glauben, dann ist nur der Beruf des Buchhändlers noch unbeliebter als meiner (ich persönlich habe nichts gegen Buchhändler). Bevor ich Ihnen jedoch eine Anleitung zum Politiker nerven gebe, möchte ich noch einmal auf meine letzte Kolumne im Januar zu sprechen kommen, schließlich hatte ich es ja auch versprochen:
Ich hatte Sie eingeladen, an einem Zwitscher-Experiment teilzunehmen. Nachdem der neue FDP-Generalsekretär den Staat, also uns alle, als teure Schwächlinge bezeichnete, habe ich Sie gebeten, einmal laut in die Runde ihr seid alle teure Schwächlinge" zu rufen. Ihre Erlebnisse konnten Sie mir dann in dieser neumodischen Twitter-Manier, also indem Sie nicht mehr als 140 Buchstaben (inklusive Leerzeichen) benutzen, per Mail schreiben. Robert B. reagierte mit Zwitschern bis zur nächsten Wahl, sonst vergisst der Wähler" oder der kleine Mann zahlt, kann dann aber auch wählen". Norbert A. diskutierte das sogar mit seiner Schulklasse. Die Antworten könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie reichten von Willsde inne Fresse" bis Vorsicht! Mein Papa ist in der FDP und hat jetzt die Staatsgewalt!"
Und siehe da: ich bin wieder beim Anfangsthema. Eines der effektivsten Mittel sich einzumischen ist immer noch die persönliche Ansprache. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie meinen, es sei ungerecht, wenn Herr Rüttgers für ein paar tausend Euro mit Wirtschaftsvertretern in die Kameras lächelt. Besser noch: Kontaktieren Sie Herrn Rüttgers. Wie Sie es machen, spielt letztendlich kaum eine Rolle. E-Mail, Post, Fax, Bürgersprechstunde oder das gute alte Telefon. Hauptsache Sie unternehmen etwas! Ich persönlich bin ein großer Fan vom Telefon und kein großer Anhänger von E-Mails, da ich diese, zumindest bei wichtigen Anliegen, als zu unverbindlich einstufe. Zum reinen Politiker nerven" dürfte eine knackige E-Mail ohne Anspruch auf eine Antwort jedoch reichen
Egal, wie sie einen Politiker kontaktieren wollen, es gilt immer: Reden Sie so mit Ihm, wie Sie es auch umgekehrt von ihm erwarten! Z.B.: Sollten Sie mir einen Brief schreiben, in dem steht Lotz Sie Wicht, ich mag Sie nicht", brauchen Sie auch keine Antwort von mir erwarten. Scheuen Sie sich auch nicht, einen Politiker einmal zu loben. Das soll ja auch mal ganz gut tun.
Eine weitere gute Möglichkeit, die ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte, befindet sich gerade vor Ihren Augen: die Kinzigtal-Nachrichten! Schreiben Sie doch mal einen Leserbrief oder einen offenen Brief. Auch hier gilt: Kontaktdaten mitschicken, damit die Redakteure bei Ihnen unter Umständen noch einmal nachhaken können.
Was können Sie sonst noch machen? Unterschriftenaktionen, Bürgerentscheide, wählen gehen oder selbst Politiker werden. Als ich in die SPD eintrat, wehte mein Haar noch im Wind und Willy Brandt war Bundeskanzler. Ein Zitat von ihm aus dem Jahre 1969 war für mich ausschlaggebend: Wir wollen mehr Demokratie wagen. Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert". Mitverantwortung heißt auch Mitmischen und Sie mischen automatisch mit, wenn Sie Politiker nerven", Politiker werden oder beides.
Und noch zwei Punkte zum Schluss. Erstens: die Buchhändler können bald aufatmen. Westerwelle und Rüttgers haben sich scheinbar vorgenommen, sie vom letzten Platz der Beliebtheitsskala zu verdrängen, indem Sie das Image des Politikers weiter ramponieren. Zweitens: zwitschern Sie mir doch bitte, ob Politiker in Ihren Augen wirklich so unbeliebt sind. Gerne veröffentliche ich auch wieder ein paar Ihrer Kommentare. Kontakt: h.lotz@nullltg.hessen.de.