Haben Sie schon einmal probiert, einem Kind zu erklären, dass Ohrwürmer nicht ins Ohr kriechen? Wenn nicht, dann sollten Sie das einmal ausprobieren. Diese Erfahrung wird definitiv Ihr Leben bereichern. Erzieherinnen in Kinderta-gesstätten können davon ein Lied singen. Um Ohrwürmer und Kindertagesstät-ten geht es auch in meiner heutigen Kolumne. Doch zu aller erst möchte ich noch einmal auf meine letzte Kolumne vom 3. März zurück kommen:
Unter der Überschrift Anleitung zum Politiker nerven" habe ich Ihnen Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie auch als Nichtpolitiker mitmischen können. Ich schlug unter anderem vor, einfach mal einem Politiker zu schreiben. Gesagt getan", dachten sich Frau S. aus Bad Soden-Salmünster und Frau F. aus Steinau und schrieben mir: Frau S. machte sich große Sorgen um das Freibad in Steinau. Ich kontaktierte Bürgermeister Walter Strauch und konnte Entwarnung geben. Das Freibad wird nicht geschlossen. Das Gleiche bei Frau F.. Außerdem schrieb sie, dass sie von Politikern nicht viel halte. Sie schrieb: In meinen Augen sind Politiker – ja, wie sag ich dies am geschicktesten – pubertierende Teenies oder besser noch, wie alte Männer: wer das Sagen hat, hat Recht und sonst keiner". Eine solche ehrliche E-Mail verdient meinen Respekt! Ich hoffe, dass wir Politiker irgendwann Ihre Meinung ändern können.
Kommen wir zurück zu den Ohrwürmern: Ca. 1.800 Arten gibt es weltweit, in Deutschland gibt es 8. Wenn man den Ohrwurm mitrechnet, der einem in Form eines Musikstückes nicht mehr aus dem Kopf gehen will, sind es 9. Meine zwei Töchter schauten als Kind immer Pipi Langstrumpf im Fernsehen und da wird am Anfang gesungen: 2 x 3 macht 4, widdewiddewitt und 3 macht Neune, ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt". Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass dieser Ohrwurm regelmäßig die hessische Landesregierung heimsucht, mit dem Unterschied, dass hier über weitaus größere Zahlen gesummt wird.
Nun bin ich kein großer Dichter, möchte Ihnen dennoch schreiben, von was der Ohrwurm der Landesregierung so singt: Erst verpflichte ich die Städte und Gemeinden mehr Personal in den Kindertagesstätten einzustellen. Ich verspreche, diese Personalkosten zu bezahlen. Nebenbei kürze ich alles Geld für die Kommunen um 400 Millionen Euro. Die versprochenen Personalkosten hingegen werden mit diesen Kürzungen verrechnet. Die Personalkosten muss ich so widdewiddewitt nicht bezahlen".
Naja, ein Kunstwerk war das jetzt nicht. Aber es geht um Folgendes: Die Hessische Landesregierung hat angekündigt, den Kommunen (also den Kreisen, Städten und Gemeinden) 400 Millionen Euro zu streichen. Das ist schlimm genug, da das Geld gebraucht wird, um unsere Bedürfnisse des alltäglichen Lebens zu bezahlen. Z.B. die Müllabfuhr, die Feuerwehren, die Wirtschaftsförderung oder die Kinderbetreuung. Durch eine Verordnung müssen die Kommunen nun das Personal in den Kitas aufstocken. Das ist gut für unsere Kinder. Familienminister Banzer hat versprochen, die zusätzlichen Mehrkosten durch mehr Personal in den Kitas zu übernehmen. Was keiner wusste: die Mehrkosten die entstehen, werden den Kommunen nicht ausbezahlt, es wird einfach nur weniger gestrichen. Ein Übel kann mit einem anderen nicht bekämpft werden, es macht es nur noch schlimmer!
Die möglichen Konsequenzen sind ein Rückschritt für alle Beteiligten: für die Erzieherinnen und Erzieher, deren Arbeitsbedingungen verschlechtert würden, für die Eltern und nicht zuletzt für die Kinder. Mich ärgert ein solches Gezerre um ein so wichtiges Thema und ganz ehrlich: meine Lust auf einen musikalischen Ohrwurm ist mit einem Mal verschwunden. Man braucht sich doch nicht zu wundern, wenn es noch ein bisschen länger dauert, bis Frau F. aus Steinau ihre Meinung über Politiker wieder ändert!
Mich würde interessieren, wie Sie über dieses Thema denken. Bitte schreiben Sie mir, gerne veröffentliche ich bei meiner nächsten Kolumne am 1. Juni 2010 wieder ein paar Ihrer Kommentare. Kontakt: h.lotz@nullltg.hessen.de.