Waschke, Raabe und Lotz stellen Fragen zur Sicherheit einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Deutschlands

Zwischen Frankfurt und Fulda befindet sich das Nadelöhr einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Deutschlands: der Schlüchterner Tunnel. Da die Bahn diesen als langfristig nicht mehr verkehrssicher eingestufte, wurde 2005 direkt daneben mit den Bauarbeiten des neuen Schlüchterner Tunnels begonnen. 2008 sollte der neue Tunnel eröffnet werden. Wurde er aber nicht. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Sascha Raabe und die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Sabine Waschke und Heinz Lotz haken nun in einem Brief an den Konzernbevollmächtigen der Bahn Dr. Vornhusen nach – auch weil sowohl Bundes- als auch Landesregierung keine zufriedenstellende Antworten liefern konnten.
Vor allem die Sicherheit des alten Tunnels bereitet den SPD-Politikern Sorgen. Lokführer hätten berichtet, dass sie beim Durchfahren des alten Schlüchterner Tunnels den Kopf einziehen würden und den Scheibenwischer anmachen müssten. „Da fragt man Landesverkehrsminister Posch, ob die Sicherheit der Bahnreisenden noch gewährleistet ist und bekommt mehr oder weniger erklärt, dass die Bahn neben dem Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist. Auf die Frage, warum sich der Bau verzögert, bekommt man den Bergmannspruch ‚hinter der Hake ist es duster‘ geliefert. Ich bin ein Freund des guten Humors, aber über Witze auf Kosten der Sicherheit von tausenden Pendlern täglich kann ich nicht lachen", erklärt Lotz. Er befürchtet nach seinen Recherchen vielmehr, dass sich zwischen Schlüchtern und Flieden ein Baufiasko anbahnen könnte.

Deshalb wandten sich Waschke und Lotz an den Bundestagsabgeordneten Dr. Sascha Raabe. Dieser wollte diesen Sachverhalt mit dem Bundesverkehrsministerium klären, bekam auf seine Anfrage nur die lapidare Antwort, dass der Bund hier nicht zuständig sei. „Wir stellen keine Fragen zu Betriebsgeheimnissen der Bahn. Wir wollen wissen, ob hier eine Sicherheitsgefährdung vorliegt und ob die Bahn sorgsam mit Steuergeldern umgeht. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene täten die Verkehrsministerien gut daran, diese heiklen Fragen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen", so Dr. Raabe.

Fragt man die beiden Ministerien nach einer Betriebserlaubnis, bekommt man unterschiedliche Antworten. Der Bund sagt, es sei keine Betriebserlaubnis erforderlich. Das Land hingegen schreibt, dass Instandsetzungsarbeiten über Ostern 2010 durchgeführt wurden und deshalb der alte Tunnel ohne Einschränkungen genutzt werden könne. „Die Wände des alten Tunnels sind rund eineinhalb Meter dick und scheinbar seit Jahrzehnten wasserdurchlässig. Die kurze Zeit für Instandsetzungsarbeiten reicht höchstens aus, um Eimer unter die tropfenden Lecks im Beton aufzustellen", erklärt Sabine Waschke ihr Misstrauen gegenüber diesen Aussagen. Zudem sei es irritierend, wenn das Landesverkehrsministerium im gleichen Schreiben mitteilt, es bestünde eine dringende Sanierungsnotwendigkeit und der Tunnel sei ohne Einschränkung nutzbar. „Das passt nicht zusammen", so Waschke.

Was aber, wenn sich der neue Schlüchterner Tunnel wirklich als Millionengrab erweist und nicht fertig gestellt werden kann? „Das will keiner", antworten die drei SPD-Politiker unisono. Kein Wunder, denn die Folgen wären ein Fiasko: Der alte Tunnel wird als nicht mehr verkehrssicher und dringend sanierungsbedürftig eingestuft. Ohne einen neuen Tunnel müsste die Bahnstrecke Frankfurt – Fulda anderweitig umgeleitet oder gar gesperrt werden. Weder für Pendler noch für den Gütertransport existiere eine wirkliche Alternative. „Um notfalls die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können, brauchen wir statt Wischi-Waschi-Antworten kompetente und ehrliche Aussagen", erklären Waschke, Lotz und Raabe und hoffen, diese von Dr. Vornhusen zu erhalten.