
Was ist denn nun mit den jetzigen Fünftklässlern des Grimmelshausen-Gymnasiums? Die Schule hat sich doch eindeutig für eine Rückkehr zur sechsjährigen Mittelstufe ausgesprochen. Ein klares Votum gegen das Turbo-Abi und damit auch gegen G8. Alle Schülerinnen und Schüler kehren nun zu G9 zurück. Außer den jetzigen fünften Klassen. Das halte ich aus mehreren Gründen für ungerecht: Auch diese Jahrgänge sollen durch das zurückgewonnen Jahr profitieren. Sie sollen auch an der individuelleren Förderung teilhaben können. Sie sollen auch mehr Wahlfreiheit als unter G8 haben. Angeblich sei das nicht möglich, sagt die Landesregierung. Ich bin mir hingegen ziemlich sicher, dass wir das auch in Gelnhausen hinbekommen würden.
Die Diskussion um G8 oder G9 hat einen klaren Realitätsverlust der Landesregierung erkennen lassen. Über Jahre hinweg wurden Schülerinnen und Schüler als Versuchskaninchen für ein verkorkstes Schulsystem missbraucht. Unsere Bedenken, die wir von Beginn an gegen das Turbo-Abitur geäußert haben, wollte die Regierung als einen Angriff auf die Gymnasien stilisieren. Heute muss auch die Landesregierung zähneknirschend zugeben: G8 belastet die Kinder und war von Anfang an falsch konzipiert. Aber noch eine andere Frage muss sich die Landesregierung in diesem Zusammenhang gefallen lassen: Wie gedenkt sie in Zukunft mit gleichlautenden Anliegen von Eltern umzugehen? Weit über 20.000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, in der die Rückkehr der Fünftklässler zu G9 gefordert wird. Gegen den Gesetzentwurf eines hessischen Kinderförderungsgesetzes haben über 130.000 Menschen eine Petition unterzeichnet. Was sagt die Regierung? Die Unterzeichner seien von der Opposition ferngesteuert. Dieser Umgang mit Petitionen von Bürgerinnen und Bürgern ist schlichtweg eine Frechheit!