Der Wolf ist willkommen – aber sind wir gut vorbereitet?

Heinz Lotz, Mitglied des Hessischen Landtags

Bei der Recherche um die bei Bad Soden-Salmünster tot aufgefunden Wölfin bin ich auf ein altes russisches Sprichwort gestoßen: „Wo der Wolf heult, wächst der Wald“. Im Haushalt der Natur erfüllen die Tiere eine wichtige Aufgabe. Sie regulieren den Bestand größerer Pflanzenfresser und schützen damit den Wald auf natürliche Weise. Im November vergangenen Jahres hatte ich im Senckenberg-Institut Gelnhausen ein sehr interessantes Gespräch mit Carsten Nowak, Leiter der Arbeitsgruppe für Naturschutzgenetik. Hier wurde auch die DNA-Probe der toten Wölfin untersucht. Er erklärte, dass es in Hessen wieder Wölfe geben wird. In der dauerhaften Ansiedlung von Wölfen sehe ich kein Problem – im Gegenteil. Den bösen Wolf gibt es nur in Grimms Märchen. Dennoch reden wir hier nicht von freilaufenden Chihuahuas, weshalb ich der Aussage von Ministerin Hinz widersprechen muss, Hessen sei gut auf den Wolf vorbereitet. Obwohl die Ankunft des Wolfes vorhersehbar war, gibt es keinen Notfallplan. Auch wenn der Mensch sich nicht fürchten braucht, wird es in irgendeiner Art Schäden geben. Dabei bin ich auf eine Redensart aus Estland gestoßen: „Der Wolf frisst immer das beste Schaf von der Herde“. In anderen Bundesländern, die mit Wölfen zu tun haben, gibt es längst ein Großraubtiermanagement. Ministerium, Hessen-Forst, Naturschutzverbände, Jäger und alle Betroffenen müssen nun dringend an einen Tisch geholt werden, um eine verbindliche Vereinbarung über einen Fond für Schafzüchter, Meldeketten oder Gefriermöglichkeiten für DNA-Proben zu schaffen. Der Wolf ist willkommen, aber gut vorbereitet ist Hessen nicht.