
Am morgigen Donnerstag wird in manchen amerikanischen Orten der Murmeltiertag gefeiert. Diese Fleisch gewordene Bauernregel deutschen Ursprungs besagt: Sieht das Murmeltier seinen eigenen Schatten, gibt es sechs weitere Wochen Winter. Mehrere Studien dazu (ja, die gibt es tatsächlich) haben ergeben, dass die Trefferquote der Murmeltiere jedoch nicht einmal bei 40% liegt. Fazit: Das Murmeltier lügt!
Leider sind Fake-News, erfundene Nachrichten und Hetze vor allem im Internet nicht immer so leicht zu durchschauen und unterhaltsam, wie die Vorhersage der Murmeltiere. Ganz unabhängig vom Ergebnis der Präsidentenwahl hat mich der Wahlkampf in den USA, der fehlende Anstand in der Debatte, erschreckt. Und auch der Ton in Deutschland ist in den vergangenen Monaten rauer geworden. Alternative Fakten, falsche Tatsachenbehauptungen, volksverhetzende Inhalte sind schon in der analogen Welt tabu, sie sind es auch im Internet. Wie nie zuvor wird im kommenden Bundestagswahlkampf das Internet eine bedeutende Rolle spielen. Auf der einen Seite sehe ich das Potenzial, die politische Kommunikation zu demokratisieren. Auf der anderen Seite stolpere auch ich beim Lesen im Netz über furchtbare Hetze und Lügen, dass mir Übel wird. Nicht selten kenne ich sogar die den jeweiligen Hetzer. Manchmal sind es jedoch automatisierte Programme, die Unwahrheiten verbreiten.
Während kein Mensch auf die Idee kommt, die Sonnenstühle auf den Balkon zu stellen, weil ein Murmeltier Sonne prophezeit, sind Lügen und Hetze im Internet schwerer zu durchschauen. Wir brauchen unter den demokratischen Parteien ein Fairnessabkommen. Eines, das übrigens auch die Nicht-Nutzung dieser sogenannten social bots einschließt. Gemeinsam müssen wir überlegen, wie man mit falschen Meldungen im Internet, mit Verleumdung und Hetze in den sozialen Netzwerken, aber auch in Leserbriefen in den regionalen Zeitungen umgeht. Im Bundestagswahlkampf dürfen Kriminelle, die unter anderem im Internet manipulieren, nicht mit der Toleranz der Parteien rechnen.