Heinz Lotz: Der Wald verdient den besten Schutz

Der Wald gehört untrennbar zu uns Hessen. Fast die Hälfte Hessens ist von Wald bedeckt. Er ist grüne Lunge, Erholungsort und Rohstofflieferant zugleich. In der Politik bekommt man manchmal hinterhergerufen, man solle nicht immer alles emotional argumentieren. Speziell wenn es um den hessischen Wald geht bin ich jedoch der Ansicht, dass man gar nicht emotional genug diskutieren kann. Denn er verdient den besten Schutz, den wir ihm bieten können. Da muss man sich schon einmal über die eine oder andere Maßnahme in die Wolle bekommen. Beispielsweise wenn wir uns über Stilllegungsflächen streiten. Im Zuge der FSC-Zertifizierung sind aktuell 8 Prozent des Staatswaldes sich selbst überlassen. Hier scheiden sich die Geister, ob das sinnvoll ist oder nicht. Nun ist es so, dass Deutschland immer mehr Holz importieren muss. Das hat viele Gründe. Etwa weil sich das papierlose Büro ins Gegenteil gewandelt hat. Durch das Internet oder dem Internetversandhandel wird durch unser aller Nutzerverhalten nicht weniger Papier verbraucht, sondern überproportional mehr als zuvor. Und sind wir einmal ehrlich: Auch das Toilettenpapier mit 5 Lagen muss irgendwo herkommen. Es gehört zur Diskussion dazu, dass für die Waldflächen, die wir in Hessen aus der Produktion herausnehmen und stilllegen, Wälder in Südamerika abgeholzt werden. Darüber können wir gerne hitzig diskutieren, aber wir dürfen davor nicht völlig die Augen verschließen. Das ich nicht missverstanden werde: Ich bin für eine nachhaltige Zertifizierung des Waldes. Ein Grundstein der FSC-Zertifizierung ist die Transparenz. Wir müssen dringend aufhören diese nur zu predigen. Sie muss gelebt werden! Seit über einem Jahr schlummerte in einer Schublade des hessischen Umweltministeriums ein Bericht von Hessen-Forst zur FSC-Zertifizierung. 135 Arbeitsplätze seien demnach gefährdet und 63.000 Tonnen CO2 könnten jährlich ohne die Zertifizierung mehr eingespart werden. Nur durch dunkle Kanäle und mit geschwärzten Stellen kam der Bericht jetzt ans Tageslicht. Nachdem wir mit parlamentarischen Folgen gedroht haben, dürfen wir Abgeordneten jetzt diesen Bericht im Ministerium anschauen. Wir bekommen ihn aber nicht ausgehändigt. Da kommt man sich direkt vor, wie in irgendeinem top-geheimen Untersuchungsausschuss, in dem es um die nationale Sicherheit geht.

Nur zur Erinnerung: Die SPD-Fraktion hatte Anfang 2016 eine Anhörung zu FSC durchgeführt. Das Umweltministerium hatte Hessen-Forst die Teilnahme an dieser Anhörung untersagt. Die Begründung lautete, dass besagter Sachstandsbericht abgewartet werden müsse. Aus dem gleichen Grund verweigerte das Ministerium die Beantwortung einer Kleinen Anfrage (Drucksache 19/2995) zu den ökologischen und ökonomischen Auswirkungen durch die FSC-Zertifizierung. Nun flatterte der Bericht im Ministerium endlich ein und verschwand ohne Umweg in besagter Schublade. Mit den Grundwerten von FSC hat das nichts mehr zu tun. Transparenz bedeutet nicht, nur die schönen Seiten des Lebens zu zeigen. Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, aber es muss uns doch der Wald wert sein, ehrlich und ohne ideologischer Bremsklötze zu debattieren.

Generell leisten die verschiedensten Naturschutz-Verbände eine sehr gute Arbeit für den Wald. Die wichtigsten und effektivsten Naturschützer sind das Team des Landesbetriebes Hessen-Forst. Über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um den Staatswald. Dazu bewirtschaften sie die Wälder von über 20.000 Privatwald-Besitzern. Das muss dringend so bleiben. Sie pflanzen jedes Jahr Millionen neuer Bäume oder investieren Millionen in den Naturschutz. Sie sind die Profis schlechthin, wenn es um unseren Wald geht. Deshalb kann ich es auch nicht leiden, wenn die Arbeit der Hessen-Forst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlecht geredet wird. Leider auch immer wieder von Teilen der Landesregierung. Wer Nachhaltigkeit will, muss die Rolle von Hessen-Forst stärken und ihren Rat berücksichtigen.