Im Gespräch mit Heinz Lotz

HEINZ, BIST DU ALS HANDWERKER IM LANDTAG SOWAS WIE EIN EXOT?

(lacht) In der ein oder anderen Debatte im Landtag könnte ich in der Tat denken „entweder spinnen die oder ich“. So schlimm sind meine Kolleginnen und Kollegen dann aber doch nicht. Dennoch haben von den 110 Landtagsabgeordneten aktuell nur noch Sieben einen Handwerksberuf erlernt. Ich finde, das ist eigentlich zuwenig, zumal ein Parlament das Volk widerspiegeln sollte. Also, was ist zu tun? Sollen wir ein Gesetz erlassen, das eine Handwerkerquote im Landtag vorschreibt? Das wäre Quatsch. Abgesehen davon hat das letzte Wort immernoch der Wähler.

IST DENN POLITIK FÜR HANDWERKERINNEN UND HANDWERKER ANDERS ALS FÜR ANDERE LEUTE?

Wir kochen doch alle nur mit Wasser. Mir geht es jedoch darum, die tatsächlichen Probleme der Leute zwischen Gelnhausen und Sinntal zu beackern. Anhand meiner eigenen beruflichen Laufbahn kann ich wunderbar Politik erklären. Mit 14 Jahren habe ich meine Ausbildung zum Schornsteinfeger begonnen und wurde mit Anfang zwanzig sehr jung Handwerksmeister. Die Politik sollte meiner Meinung nach viel stärker die Aufgabe übernehmen, den Leuten Chancen für ein gutes und selbstbestimmtes Leben zu eröffnen.

HAT MAN DENN IN DER POLITIK TATSÄCHLICH DIE MÖGLICHKEIT SOWAS ZU REALISIEREN?

Natürlich hat jeder erstmal sein Schicksal selbst in der Hand. Aber die Politik kann einen Weg ebnen. Dazu gehört gebührenfreie Bildung von der Kita bis zum Meister oder Master. Gerade bei den Kleinsten sind die Gebühren besonders hoch. Deshalb haben wir im Landtag einen Gesetzentwurf erarbeitet, der echte Gebührenfreiheit in den Kitas für jedes Alter und für die komplette Betreuungszeit schaff t. Das hat die CDU in 19 Jahren Regierungsverantwortung nicht hinbekommen. Dann denke ich an die Schulen. Es ist doch zum Mäusemelken, wie oft unsere Kinder fachfremd unterrichtet werden. Es ist für mich außerdem absolut unbegreiflich, warum so viel Unterricht ausfällt.

WEIL ES ZUWENIG LEHRERINNEN UND LEHRER GIBT!

(lacht) Du Scherzkeks. Die gleiche Frage könnte man übrigens bei der Polizei stellen: Warum haben hessische Polizeibeamte 2,7 Millionen Überstunden angesammelt? Ich besuche regelmäßig die Polizeistationen in Gelnhausen, Bad Orb und Schlüchtern. Sie leisten hervorragende Arbeit, auf einer sehr großen Fläche. Wir von der SPD wollen pro Polizeistation einen Funkstreifenwagen rund um die Uhr, inklusive Personal zusätzlich auf die Straße bringen. Das ist doch was!

APROPOS STRASSE…

…Straßen sind das A und O in unserer Region. Zum einen weil wir Pendler sind – mittlerweile pendeln in manchen Orten bei uns sogar mehr Leute rein als raus. Aber auch wenn wir Einkaufen gehen, zum Arzt, zum Kumpel oder mal ins Kino wollen, legen wir häufig sehr weite Wege zurück. Wir sind quasi Experten für leere Bushaltestellen, volle Züge und Staus. 126.000 km Stau hatten wir 2017 in Hessen. Das ist doch verrückt. Wir von der SPD wollen die Mobilität an das echte Leben der Menschen in der Stadt und auf dem Land anpassen. Dafür müssen wir Straßen reparieren und den Nahverkehr ausbauen. Wenn wir das nicht machen, dann sind wir bald gekniffen. Eine Folge davon sind schon die Straßenausbaugebühren, bei denen Hauseigentümer ein halbes Vermögen für Straßensanierungen zahlen müssen. Das ist nicht in Ordnung.

SAGE UNS BITTE NOCH EINEN SATZ, WARUM WIR AM 28. OKTOBER ZUR LANDTAGSWAHL GEHEN SOLLTEN.

Geht wählen, denn mittlerweile gibt es eine ganze Generation, die in den vergangenen 19 Jahren nur CDU-Stillstand kennengelernt hat, aber eigentlich eine Chance auf vernünftige Bildung, gute Straßen und bezahlbaren Wohnraum verdient. Reicht das?

JA, VIELEN DANK!